Wie unsere bekannte Gartenerbse auch ist die Straucherbse (Cajanus cajan) Mitglied in der großen (Unter-)Familie der Schmetterlingsblütler. Diese Hülsenfrucht wird in weiten Teilen der Tropen und Subtropen angebaut (also in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika, Australien und Ozeanien). In der traditionellen Medizin zur Behandlung von Hautkrankheiten, Diabetes[1], entzündlichen Erkrankungen und verschiedenen anderen Körperfunktionsstörungen eingesetzt[2], ist die Straucherbse wie sämtliche Hülsenfrüchtler (Fabaceae) u.a. eine reiche Quelle natürlicher Antioxidantien.[3] Darüber und über ihre wichtige Rolle in der Ernährungssicherung hinaus hat die Forschung bereits zahlreiche weitere positive Eigenschaften der Straucherbse – unsere Gesundheit betreffend – entdecken können.
DIE STRAUCHERBSE GEGEN ENTZÜNDLICHE ERKRANKUNGEN
Chronisch entzündliche Erkrankungen gelten mittlerweise als verantwortlich für die Hälfte aller Todesfälle weltweit, wobei die zugrunde liegenden Entzündungen mit einem breiten Spektrum progredienter (fortschreitender) Erkrankungen in Zusammmenhang gebracht werden, darunter Krebs, neurologische, Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Aus epidemiologischen Untersuchungen wissen wir nun, dass bestimmte natürliche Verbindungen in unserer Nahrung gegen chronisch entzündliche Erkrankungen wirken. So sind u.a. die Blätter, Wurzeln, Hülsenfrüchte und Samen der Straucherbse reich an Phenolverbindungen, welche neben antibakteriellen, antioxidativen, antikarzinogenen und blutzuckersenkenden auch entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen.[4] Eine Studie aus Taiwan interessierte sich nun für die Wirkung eines Straucherbsenextraktes bzw. dessen Hauptkomponente (ein Anthocyan) auf Zellen des Immunsystems (Makrophagen), die mit Wasserstoffperoxid (H2O2) bzw. Lipopolysacchariden behandelt worden waren. Dabei galt das besondere Augenmerk der Forscher der Effektivität des Auszugs als Radikalfänger sowie dessen Wirkung auf DNA-Schädigungen und die Aktivität antioxidativer Enzyme.
Ergebnis: Die Extrakte schützten die Immunzellen vor DNA-Schäden durch H2O2. Bei den mit Lipopolysacchariden behandelten Makrophagen unterdrückten sie die Ausschüttung von Signalstoffen (Zytokinen), welche an lokalen und systemischen Entzündungen beteiligt sind (incl. TNF-a und IL-6).[5]
Eine weitere – schon zitierte – Studie fand ebenfalls, dass C. cajan und die darin enthaltenen Verbindungen deutliche entzündungshemmende Wirkungen auf mit Lipopolysacchariden stimulierte Makrophagen ausüben.[6]
DIE STRAUCHERBSE GEGEN BLUTHOCHDRUCK
Die Straucherbse weist mit rund 24% einen relativ hohen Eiweißgehalt auf (weswegen sie mancherorts auch als Hauptproteinquelle einer vegetarischen Ernährung dient). Ein Team nigerianischer und kanadischer Forscher konnte nachweisen, dass Proteine der Straucherbse den systolischen Blutdruck bei Versuchstieren mit arterieller Hypertonie stark (und fast schlagartig) senken (-26.12 mmHg innerhalb von zwei Stunden nach oraler Verabreichung eines Straucherbseneiweiß-Hydrolysats).[7]
DIE STRAUCHERBSE GEGEN MRSA
Die gefährlichen multi-resistenten Staphylococcus-aureus-Bakterien, die als Krankheitserreger neben Haut- und Gewebeinfektionen auch Lungen-, Hirnhaut- und Herzinnenhautentzündung bis zum Schocksyndrom und lebensbedrohlicher Sepsis auslösen können, lassen sich mit zahlreichen Antibiotika nicht mehr unter Kontrolle bringen. Philippininischen Forschern verdanken wir nun die Erkenntnis, dass Flavonoide, Anthrachinone und andere Biomoleküle der Straucherbse sogar gegen S.-aureus-Keime wirksam sein können![8]
DIE STRAUCHERBSE (CAJANOL) GEGEN KREBS
Straucherbsenverbindungen zeigten in vitro gute zytotoxische Wirkungen gegen drei verschiedene Krebszelllinien – Gebärmutterhalskrebs (HeLa-Zellen), Darmkrebs (Caco-2-Zellen) sowie Brustkrebszellen der MCF-7-Zelllinie.[9]
Cajanol ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der sich in der Straucherbse findet. Chinesische Forscher untersuchten die zytotoxische Wirkung von Cajanol auf MCF-7-Brustkrebszellen und konnten feststellen, dass deren Wachstum durch Cajanol dosis- und zeitabhängig gehemmt wurde. Cajanol beeinflusste dabei zahlreiche Signaltransduktionsvorgänge, die bei der Auslösung des programmierten Zelltods (Apoptose) eine Rolle spielen.[10]
Eierstockkrebs ist die zweithäufigste bösartige Erkrankung des weiblichen Geschlechts und (konventionell behandelt) auch eine der tödlichsten. Der schulmedizinische Ansatz gegen das Ovarialkarzinom stößt u.a. wegen der Mehrfachresistenz dieser Krebsart gegen Chemotherapeutika an seine Grenzen. Eine weitere chinesische Studie prüfte nun – in vitro und an Versuchstieren -, ob Cajanol diese Paclitaxelresistenz rückgängig machen kann.
Ergebnis: Cajanol stellte im Reagenzglas die Empfindlichkeit von Eierstockskrebszelllinien (A2780/Taxol) für Paclitaxel in signifikantem Umfang wieder her, im Tierversuch hemmte die kombinierte Anwendung von Paclitaxel und Cajanol das Wachstum von Krebsmetastasen.[11]
DIE STRAUCHERBSE – SOGAR EIN QUELL DER EWIGEN JUGEND 🙂 (“ANTIAGING”)
Eine internationale Forschergruppe benutzte eine optimierte Methode der “nachhaltigen (grünen) Chemie” zur Extraktion der zahlreich in Straucherbsensamen zu findenden Antioxidantien und entzündungshemmenden Flavonoide (Cajanol, Daidzein, Genistein etc.). Dank dieser mit Ultraschall arbeitenden Methode konnte die Flavonoidausbeute im Vergleich zu der mit konventionellen Verfahren erzielten um ca. 70% erhöht werden.
Messungen der antioxidativen Wirkungen dieses Auszugs im Reagenzglas und an Hefezellen ergaben nun, dass dieser Extrakt als effektiver Aktivator des “Langlebigkeitsenzyms” Sirtuin-1 (Sir2, Sirt1) wirken und die Zellmembran gegen oxidativen Stress abschirmen kann.[12]
Quellenangaben
- Grover J. u.a.: Medicinal plants of India with anti-diabetic potential. In: Journal of Ethnopharmacology. 2002. PMID 12020931 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12020931/
2 Roswitha Schuster u.a.: Cajanus cajan– a source of PPAR? activators leading to anti-inflammatory and cytotoxic effects. In: Food & Function. 2016. PMID 27603115
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27603115/
3 Balwinder Singh u.a.: Phenolic composition and antioxidant potential of grain legume seeds: A review. In: Food Research Internation. 2017. PMID 28941672
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28941672/
4 Belete Abebe: The Dietary Use of Pigeon Pea for Human and Animal Diets. In: TheScientificWorldJournal. 2022. PMID 35110974
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35110974/
5 Yi-Syuan Lai u.a.: Antioxidant and anti-inflammatory effects of pigeon pea (Cajanus cajan L.) extracts on hydrogen peroxide- and lipopolysaccharide-treated RAW264.7 macrophages. In: Food & Function. 2012. PMID 22914868
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22914868/
6 Roswitha Schuster u.a.: Cajanus cajan– a source of PPAR? activators leading to anti-inflammatory and cytotoxic effects. In: Food & Function. 2016. PMID 27603115
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27603115/
7 Aderonke I Olagunju u.a.: Antioxidant properties, ACE/renin inhibitory activities of pigeon pea hydrolysates and effects on systolic blood pressure of spontaneously hypertensive rats. In: Food Science & Nutrition. 2018. PMID: 30349677
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30349677/
8 Lex Aliko P Balida u.a.: Antibiotic Isoflavonoids, Anthraquinones, and Pterocarpanoids from Pigeon Pea (Cajanus cajan L.) Seeds against Multidrug-Resistant Staphylococcus aureus. In: Metabolites. 2022. PMID: 35448466
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35448466/
9 Roswitha Schuster u.a.: Cajanus cajan– a source of PPAR? activators leading to anti-inflammatory and cytotoxic effects. In: Food & Function. 2016. PMID 27603115
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27603115/
10 Meng Lu u.a.: Cajanol, a novel anticancer agent from Pigeonpea [Cajanus cajan (L.) Millsp.] roots, induces apoptosis in human breast cancer cells through a ROS-mediated mitochondrial pathway. In: Chemico-Biological Interactions. 2010. PMID 20638373
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20638373/
11 Ming Sui u.a.: Cajanol Sensitizes A2780/Taxol Cells to Paclitaxel by Inhibiting the PI3K/Akt/NF-?B Signaling Pathway. In: Frontiers in Pharmacology. 2021. PMID 34955854
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34955854/
12 Duangjai Tungmunnithum u.a.: Green Extraction of Antioxidant Flavonoids from Pigeon Pea (Cajanus cajan (L.) Millsp.) Seeds and Its Antioxidant Potentials Using Ultrasound-Assisted Methodology. In: Molecules. 2021. PMID: 34946637
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34946637/