Limette (Citrus × aurantiifolia)

Limette (Citrus × aurantiifolia)

Die Echte Limette, die ihren Namen dem (Alt-)Französischen verdankt (Limette = kleine Zitrone), ist uns vor allem als säuernde Zutat und in Form des beliebten Caipirinha-Cocktails bekannt, der aus Limetten und Zuckerrohrschnaps bzw. anderen Spirituosen gemixt wird.

 

Ihre Anwendungsmöglichkeiten gehen jedoch weit über die Kulinarik hinaus. So wird die Limette in der nigerianischen Volksmedizin gegen Diabetes[1], im südpazifischen Französisch-Polynesien – u.a. auf Tahiti – zur Behandlung der Diarrhö (Durchfall)[2] und in der traditionellen Heilkunde Mexikos auch gegen Tuberkulose und andere Atemwegserkrankungen[3] eingesetzt. Wie bei anderen natürlichen (nicht-patentierbaren) Produkten ist die Studienlage zu den positiven gesundheitlichen Wirkungen der Limette noch etwas lückenhaft, doch umfangreich genug, um das vielfältige Gesundheitspotential dieses Naturproduktes aufzuzeigen. Im Folgenden findet sich daher nur eine Auswahl an Studien, es gibt jeweils noch weitere zu den gleichen Themen, die zu ebenso beachtenswerten Ergebnissen gelangten.

 

LIMETTE GEGEN GEFÄHRLICHE KRANKHEITSERREGER

 

* S. AUREUS, E. COLI, SALMONELLEN

Nigerianische Forscher verglichen die mikrobenhemmende Wirkung von wässrigen bzw. ethanolischen Auszügen aus Limette, Knoblauch und Ingwer u.a. gegen Staphylococcus aureus (der u.a. Lungen- und Hirnhautentzündung, Endokarditis, toxisches Schocksyndrom und Sepsis verursachen kann), Escherichia coli (pathogene Stämme von E. coli zählen zu den häufigsten Verursachern von Infektionskrankheiten) und Salmonellen. Sämtliche getesteten Stämme zeigten sich gegenüber unverdünntem Limettensaft empfindlich, während Knoblauch- bzw. Ingwerauszüge allein keinerlei hemmende Wirkungen ausübten. Außerdem waren Salmonellen quasi gegen sämtliche Auszüge resistent – außer gegen Limette![4]

 

Eine Studie aus Bangladesh, hier sogar an multiresistenten E.-coli-Keimen, kam zu ganz ähnlichen Ergebnissen – auch hier bewies Limettensaft die stärkste antibakterielle Wirkung.[5]

 

Schließlich bescheinigte eine Studie aus Puerto Rico Auszügen aus Citrus aurantifolia ebenfalls starke antibakterielle Wirkungen gegen Escherichia coli und Staphylococcus aureus.[6]

 

* HELICOBACTER PYLORI

 

Infektionen mit H. pylori, ein Bakterium, das den menschlichen Magen besiedelt, werden u.a. für verschiedene Magenerkrankungen verantwortlich gemacht, darunter Typ-B-Gastritis und Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre. Bei chronischen Verläufen gelten H.-pylori-Infektionen sogar als definitiver Risikofaktor für Magenkrebs (laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung IARC). Weiterhin werden Zusammenhänge mit vielen anderen Erkrankungen diskutiert, so der idiopathischen Nesselsucht (also Urtikaria unbekannter Ursache) und der Parkinson-Krankheit.

 

Da H. pylori eine Antibiotika-Resistenz entwickeln kann, sind andere therapeutische Ansätze zur Eradikation dieses Erregers vonnöten. Koreanische Forscher untersuchten deshalb im Reagenzglas die Wirkung eines Limettenextraktes auf multiresistente H.-pylori-Keime.

 

Ergebnis: Der Extrakt vermochte das Wachstum dieser gefährlichen Bakterien zu hemmen, d.h. die Limette kann potentiell als Therapeutikum für antibiotikaresistente H.-pylori-Infektionen dienen.[7]

 

* KARIES

 

Eine brasilianische Studie untersuchte die Wirkung von aus Limettenblättern bzw. -schalen gewonnenem ätherischem Öl auf Karies- und andere Bakterien, die Teil der Mundflora bilden. Die Öle zeigten mittlere Wirkung gegen den Karieserreger Streptococcus sobrinus und starke Wirkung gegen S. mutans (die Konzentration beider Arten im Speichel steht in enger Beziehung zum Kariesrisiko).[8]

 

* TUBERKULOSE

 

Weltweit fallen jährlich immer noch 3 Millionen Menschen der Tuberkulose zum Opfer.

Diese ansteckende Krankheit, die u.a. AIDS-Patienten befallen kann, ist besonders in ihren multiresistenten Formen besorgniserregend. Mexikanische Wissenschaftler testeten verschiedene Verbindungen aus einem Limettenschalenextrakt und konnten deren Wirksamkeit gegen verschiedene Stämme des wichtigsten Tuberkuloseerregers beim Menschen bestätigen.[3][9]

 

* KANDIDOSE

 

Ätherisches Limettenöl war einer von mehreren untersuchten Pflanzenstoffen, die in einer US-amerikanischen Studie mittlere bis starke Wirkung gegen sämtliche getesteten Mikroben bewiesen und deshalb als antimikrobieller Wirkstoff in Frage kommen. Getestet wurden neben S. aureus, E. coli und S. mutans u.a. auch Candida albicans, der häufigste Erreger der Kandidose.[10]

 

LIMETTE GEGEN FETTLEIBIGKEIT (ADIPOSITAS)

 

Hier ist die Studienlage noch nicht eindeutig, aber erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass das aus Limettenschalen gewonnene ätherische Öl auch beim Abnehmen helfen kann.

 

So untersuchte eine iranische Studie am Maus-Tiermodell die Wirkung von ätherischem Citrus-aurantifolia-Öl auf die Gewichtsreduktion. Das Öl wurde den Tieren innerhalb des 45tägigen Versuchszeitraums für sich oder zusammen mit Ketotifen (einem Antihistaminikum, das zur Gewichtszunahme führt) verabreicht. Dabei zeigten die mit Ketotifen gefütterten Mäuse im Vergleich zur Kontrollgruppe sowohl eine erhöhte Nahrungsaufnahme als auch eine Gewichtszunahme. Jene Gruppe, die nur das ätherische Limettenöl erhielt, nahm weniger Nahrung zu sich und verlor an Körpergewicht, und Tiere schließlich, die sowohl das Öl als auch Ketotifen verabreicht bekamen, nahmen erheblich weniger zu.

Die Analyse der in C. aurantifolia enthaltenen ätherischen Öle ergab rund 22 Naturstoffe, wobei Limonen mit 28,27% den wichtigsten bildete.[11]

(Wie bei Naturprodukten üblich, schwankt der Limonengehalt von Limettenschalen, so fand eine andere Studie 39,3% Limonen in den Schalen.)[12]

 

Eine vierwöchige dreifachblinde, randomisierte kontrollierte Studie aus dem Iran untersuchte die Wirkung von Limettenschalenpulver auf übergewichtige bzw. fettleibige Jugendliche. Der Versuchszeitraum war zu kurz, um tiefergehende Schlussfolgerungen zu ziehen, zeigte aber bereits, dass Limettenpulver Fettsucht im jugendlichen Alter günstig beeinflusst.[13]

 

LIMETTE GEGEN KREBS

 

Ätherisches Limettenöl bzw. Extrakte aus der Limettenschale hemmen sowohl Darmkrebszellen (der Zellinie SW-480)[14] als auch Bauchspeicheldrüsenkrebszellen (der Panc-28-Zelllinie)[15] und Brustkrebszellen (der MCF-7-Zelllinie).[16]

 

Ein aus Limettenschalen isoliertes Polysaccharid schließlich unterdrückte dosisabhängig das Wachstum von in Mäuse verpflanzten Tumorzellen eines Leberzellkarzinoms der H22-Zelllinie.[17]

 

Quellenangaben

 

1 Adebayo A Gbolade: Inventory of antidiabetic plants in selected districts of Lagos State, Nigeria. In: Journal of Ethnopharmacology. 2009. PMID 19013225

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19013225/

 

2 François Chassagne u.a.: Polynesian medicine used to treat diarrhea and ciguatera: An ethnobotanical survey in six islands from French Polynesia. In: Journal of Ethnopharmacology. 2022. PMID 35292376

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35292376/

 

3 María Del Rayo Camacho-Corona u.a.: Activity against drug resistant-tuberculosis strains of plants used in Mexican traditional medicine to treat tuberculosis and other respiratory diseases. In: Phytotherapy Research. 2008. PMID 17726732

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17726732/

 

4 R. A. Onyeagba u.a.: Studies on the antimicrobial effects of garlic (Allium sativum Linn), ginger (Zingiber officinale Roscoe) and lime (Citrus aurantifolia Linn): In: African Journal of Biotechnology. 2004

https://www.ajol.info/index.php/ajb/article/view/15016

 

5 Shahedur Rahman u.a.: Antibacterial activity of natural spices on multiple drug resistant Escherichia coli isolated from drinking water, Bangladesh. In: Annals of Clinical Microbiology and Antimicrobials. 2011. PMID 21406097

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21406097/

 

6 P A Meléndez u.a.: Antibacterial properties of tropical plants from Puerto Rico. In: Phytomedicine. 2006. PMID 16492531

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16492531/

 

7 Su-Mi Lee u.a.: Key lime (Citrus aurantifolia) inhibits the growth of triple drug resistant Helicobacter pylori. In: Gut Pathogens. 2018. PMCID PMC5961513

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5961513/

 

8 Raiane S Lemes u.a.: Chemical composition and antibacterial activity of essential oils from Citrus aurantifolia leaves and fruit peel against oral pathogenic bacteria. In: Anais da Academia Brasileira de Ciencias. 2018. PMID 29898096

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29898096/

 

9 Nallely E Sandoval-Montemayor u.a.: Chemical composition of hexane extract of Citrus aurantifolia and anti-Mycobacterium tuberculosis activity of some of its constituents. In: Molecules. 2012. PMID 22992784

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22992784/

 

10 Andrew B Miller u.a.: The antibacterial and antifungal activity of essential oils extracted from Guatemalan medicinal plants. In: Pharmaceutical Biology. 2015. PMID 25332067

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25332067/

 

11 Solmaz Asnaashari u.a.: Essential oil from Citrus aurantifolia prevents ketotifen-induced weight-gain in mice. In: Phytotherapy Research. 2010. PMID 20623616

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20623616/

 

12 Siti Nur Atiqah Md Othman u.a.: Essential Oils from the Malaysian Citrus (Rutaceae) Medicinal Plants. In: Medicines (Basel). 2016. PMID 28930124

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28930124/

 

13 Mahin Hashemipour u.a.: The effect of Citrus Aurantifolia (Lemon) peels on cardiometabolic risk factors and markers of endothelial function in adolescents with excess weight: A triple-masked randomized controlled trial. In: Medical Journal of the Islamic Republic of Iran. 2016. PMID 28210594

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28210594/

 

14 Jaiprakash R. Patil u.a.: Apoptosis-mediated proliferation inhibition of human colon cancer cells by volatile principles of Citrus aurantifolia. In: Food Chemistry. 2009. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S030881460801354X

 

15 Jaiprakash R. Patil u.a.: Bioactive Compounds from Mexican Lime (Citrus aurantifolia) Juice Induce Apoptosis in Human Pancreatic Cells, In: Journal of Agricultural and Food Chemistry. 2009. PMID 19919125

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19919125/

 

16 Edy Meiyanto u.a.: Natural products for cancer-targeted therapy: citrus flavonoids as potent chemopreventive agents. In: Asian Pacific Journal of Cancer Prevention. 2012. PMID 22524801

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22524801/

 

17 Yana Zhao u.a.: Polysaccharides from the peels of Citrus aurantifolia induce apoptosis in transplanted H22 cells in mice. In: International Journal of Biological Macromolecules. 2017. PMID 28363658

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28363658/

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